Vier Jahre lang war er "weg vom Fenster", turnte mal als Dick Brave über die Rock'n'Roll-Bühnen Deutschlands oder swingte im Stil des legendären Rat Packs. Jetzt aber ist er wieder da: SASHA!
Er ist zurück… und wie!!! Am 05.02. feierte er in Frankfurt mit neuen Songs und neuem Outfit ein grandioses Comeback und ich war dabei!
Eigentlich ist es ja ganz schön gaga, extra für ein Konzert von Berlin nach Frankfurt zu fahren und erst wollte ich auch gar nicht. Aber dann habe ich doch gegen mich selbst verloren, denn irgendwie musste ich unbedingt bei der allerersten öffentlichen Vorstellung von Sashas neuen Songs dabei sein. Ich bin aber trotzdem nicht gefahren, sondern… geflogen :) Da inzwischen fliegen preiswerter ist, als Auto fahren, sind also meine Flugangst und ich in eine Lufthansa-Maschine gestiegen und gen Frankfurt gebibbert. Immer wieder stelle ich fest, dass der Mensch einfach nicht zum fliegen geboren ist und immer wieder wundere ich mich, dass ich das überlebe…
Ich hatte mich am Hauptbahnhof mit
Claudee getroffen, die liebenswürtzigerweise extra eine Stunde früher aus Mannheim kam, um mich nicht so lange alleine rumsitzen zu lassen. Danke Claudee :)
Und als ich am Mousonturm ankam bemerkte ich die erste von einer ganzen Reihe von Veränderungen, die mich an diesem Abend noch überraschen sollten. Das Sasha-Konzert-Publikum hat sich gegenüber 2002 enorm verändert. Es ist älter geworden, ruhiger, es gibt keine Drängeleien am Einlass und ganz offensichtlich trauen sich jetzt auch die männlichen Musikfans ins Konzert, was ich alles als extrem angenehm empfand!
Natürlich traf ich meine Mädelstruppe, denn es geht ja wieder loooooos :)
Der Mousonturm ist eine sehr schöne Location und sie füllte sich auch schnell bis auf den letzten Platz. Leider stellte sich allerdings gleich zu Beginn des Konzerts heraus, dass der Sound extrem schlecht und außerdem leider das fotografieren verboten war. Schade eigentlich!
Um 21.30 Uhr kam Sasha dann auf die Bühne. Sichtlich nervös und in schwarzem Anzug stellte er gleich als erstes mit "Miracle Mile" einen seiner neuen Songs vor. Deutlich rockiger klingt das, mit mehr Gitarren, kräftigem Beat und mehrstimmigem Background erinnerte mich das ein bisschen an Beatles-Zeiten. Das groovt ungemein und ist ein idealer Opener! Gleich als zweites folgte seine neue Single "Slowly". Bei keinem anderen Song zeigt sich wieder einmal mehr als deutlich, dass man von einer Single-/Radioversion nicht auf die Livequalität eines Songs schließen kann. War ich von dieser seiner ersten Single nach der Pause bisher noch ziemlich enttäuscht, hat mir die Liveversion durch seinen viel größeren Speed, viel mehr Energie und Dynamik auch viel besser gefallen! Trotzdem kam ich nur langsam in Schwung. Ich war irgendwie zu sehr mit hinhören und lauschen und (er)warten auf die neuen Sachen beschäftigt. Erst "Automatic" hat mich dann aus meiner Hinhör-Seance gerissen. Es rockte ungemein, es wurde immer wärmer, er schrie manche Wörter förmlich ins Mikro und mir wanderte ein begeistertes Grinsen in mein Gesicht. Erst flog dann seine Anzug-Jacke in die Ecke, er krempelte die Ärmel hoch und es folgte ein Knaller dem nächsten: "Good Thing", "Paralyzed", "Alive", "Open Water" ein Highlight löste das andere ab. Schließlich fiel auch die letzte Anspannung von ihm ab und mit lustiger Moderation und frechen Sprüchen hatte er schnell alle Sympathien auf seiner Seite. Dann stimmte er einen Song an, die Gitarren schmetterten, der Sound waberte durch die Halle und mein erster Gedanke war: "Wow, jetzt knallts aber" und dann plötzlich – huch, bekannte Töne… "If You Believe" in einem ganz neuen fetzigen Gewand. Das hat mir wirklich toooootal super gefallen und mein zweiter Gedanke war: Das will ich auf CD haben :) Auch altbekanntes wie "Here She Comes Again" und "This Is My Time" erkannte man erst auf den zweiten Hinhörer und machte in neuen Versionen gute Laune. Dass Sasha nicht anders kann, als nach 2002 auch wieder zur Fussball-WM 2006 seinen Beitrag zu leisten war mir fast klar. Mit "Goodbye" beendete er nach einer guten Stunde nicht nur sein Programm, sondern er wünschte sich auch, dass dieser Song die absolute Looser-Rausschmeißer-Hymne in den Stadien wird, was durchaus klappen kann.
Das Publikum war begeistert, johlte und raste und schrie und forderte Zugaben. Da kam er mit seiner Band wieder raus, der Bass wummerte und Sasha sang "If You Leave Me Now". Das war toooootal witzig, denn das ist eigentlich DER Song, der mich zur Popmusik geführt hat. Damals stand ich vor der schwierigen Wahl, Chicago oder Bay City Rollers… Nun, dann haben die Rollers gewonnen, aber If You Leave Me Now ist immer für mich der Schlüssel zu meiner ganz persönlichen Musikbegeisterung geblieben. Und nun sang Sasha das plötzlich und ich stand da und schüttelte den Kopf! Aber es war nur die erste Strophe, denn nahtlos ging es in seinen Song "We Can Leave The World" über und die Halle tobte! Danach kam noch eine Wahnsinns-Version von "Rooftop" und mein Wunsch nach einer "Sasha covert Sasha"-CD wurde immer größer. Schließlich riss er sich die Krawatte vom Hals und knöpfte das Hemd auf. Er moderierte einen Song an, der mir ein Runzeln auf die Stirn trieb und ich stellte fest, dass er sich auch noch an einem Song versuchte, den ich absolut nicht ausstehen kann, von dem ich hoffte, ihn nie wieder hören zu müssen und von dem ich dachte, er würde ihn auch nie wieder singen… "Lonely"… Aber doch, er tat es und ich muss zugeben, ich war ziemlich geschockt. Ich hatte vorher geschworen, den Saal zu verlassen, würde er das jemals wieder singen, aber ich blieb doch. Es war wirklich genial instrumentiert und es war absolut super gesungen, der Song war schön, ich konnte nicht umhin, ein bissl den Kopf schief zu legen, aber es war eben "Lonely" und damit hab ich einfach ein Problem. In dem Moment war es irgendwie ein Wermutstropfen für mich in einer doch sehr großartigen und gelungenen Livepremiere für sein Album "Open Water".
Ich beschloss, dass das nicht das einzige Konzert bleiben konnte. Ich meine, das hatte ich ja eigentlich schon vorher beschlossen, aber ich bin froh, dass ich das so beschlossen hatte… Naja, wie auch immer... Ich setzte mich in das Auto meiner Freundin und gemeinsam mit meiner Mädelstruppe fuhr ich Richtung Hannover, um am nächsten Tag noch das Konzert in Hamburg mitzumachen. Jo, wir fuhren so vor uns hin, machten eine Pause, die Fahrer wechselten und ich döste plötzlich ein.
Zwischen Seesen und Hildesheim, ca. 70 Kilometer vor Hannover, gab's dann plötzlich einen riesen Knall. Wir waren alle schlagartig wach und meine Freundin meinte nur "Was war das denn". Ich meinte sofort "Ein Reifen" - und richtig, ein Reifen war geplatzt!!!!!! "Fahr auf den Standstreifen", meinte ich, aber das war leichter gesagt, als getan. Wir überholte gerade eine LKW-Karawane und wie bitte sollten wir da zwischen durch kommen? Es klappte glücklicherweise irgendwie. Wir also raus aus dem Auto, geguckt und ich sehe es vorne rechts qualmen.
Pannenblinker an, Notfallweste gesucht und Warndreieck aufgestellt, ADAC angerufen. Der Typ vom ADAC meinte dann am Telefon, wir sollten aus dem Wagen raus und hinter die Leitplanke in Sicherheit gehen. Ja geil, aber da war eine steile Böschung, die natürlich spiegelglatt war und wo man überhaupt nicht stehen konnte. So haben wir uns irgendwie über die Leitplanke geschwungen und uns dran festgeklammert, damit wir nicht runterrutschen. So standen wir über eine Stunde, bis der ADAC endlich da war. Ich war echt schon total festgefroren.
Leider stellte sich heraus, dass das Ersatzrad nicht an das Auto passte... Das hieß also, kein Reifenwechsel, sondern Wagen rauf auf den Schlepper und ab ins nächste Dorf.
Da war es 6.30 Uhr. Ich hatte genau 24 Stunden nicht geschlafen, meine Körpertemperatur war auf die eines Eisbergs runtergekühlt und meine Contactlinsen klebten sich grad an meinen Augen fest… Das Ende vom Lied war dann, dass wir von der Opelwerkstatt einen Leihwagen bekamen und ich um 11 Uhr in Hannover war. Um 11.30 Uhr war ich im Bett - Für genau 4 Stunden, dann mussten wir wieder raus und ab nach Hamburg.
Hamburg war dann ganz anders. Das Wetter war sch***, Nieselregen, kalt, bäh… Aber nach der Odyssee der vergangenen Nacht war uns alles egal. Wir fuhren hin, parkten, gingen rein, fertisch, passt scho… Der Sound war diesmal besser, viiiiiiiiiiiel besser, die Stimmung dafür nicht so gut wie in Frankfurt. Die Setlist war auch ganz anders, aber auch besser, wie ich fand! Fotografieren war – Dank uns – erlaubt…
Ich war sehr froh, dass ich in Hamburg war. Ich konnte die Songs viel besser genießen. Erkannte den einen oder anderen Titel schon wieder, ich konnte meinen Favoriten definieren, der definitiv "Open Water" zu sein scheint…
Rein ins Auto, zurück nach Hannover, auf dem Wohnzimmer-Sessel eingepennt und um 5.07 Uhr den ersten Zug zurück nach Berlin genommen. Um 8.50 Uhr war ich daheim, hab geduscht und bis 14 Uhr geschlafen – gähn…
Ja ich gestehe, das sollte nicht das letzte Sasha-Konzert gewesen sein :)
Ich bin am 09.02. noch nach Leipzig gefahren. Das ist ja nicht weit weg von Berlin – praktisch einmal hingespuckt… Ich kannte das Werk 2 noch aus Dick-Brave-Zeiten und wusste, dass das eine nicht wirklich schöne Location ist – mal ganz vorsichtig ausgedrückt. Also um es genau zu sagen, ich finde die wirklich absolute Kacke – sorry… Der Weg nach Leipzig gestaltete sich dann aber alles andere als "einmal hingespuckt". Schneesturm, jede Menge Unfälle, ich konnte nur höchstens 120 km/h fahren und natürlich verfuhr ich mich in Leipzig – wie üblich… Wir waren 5 Minuten vor 20 Uhr am Eingang, stehen kurz, gucken, sind drin und zack, passt scho…
Das Konzert war wieder ganz anders. Der Sound war gut, aber es war leider ziemlich leer, was ich nicht verstehen konnte. Es stellte sich hinterher heraus, dass dies offensichtlich durch falsche Kommunikationen der Ticket-Firma zustande kam, denn es hieß, es sei ausverkauft... Falsch und sehr ärgerlich! Nun, aber er hat sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Gut gelaunt zog er seine Show durch, diesmal im grauen Anzug mit gestreifter Krawatte und wieder umgestellter Setliste. Es war ein sehr schönes Konzert, in dem ich wiederum die Songs mehr verinnerlichen konnte, aber meinen bis dahin gewählten Favoriten "Open Water" schmerzlich vermisste. Schaaaaaade… Die Stimmung war trotzdem grandios und die ca. 200 Leute brüllten wie 2.000 und waren begeistert und das war doch die Hauptsache! Aber Sasha wirkte gesundheitlich angeschlagen. Kein Wunder bei dem Wetter…
Wir sind dann auch flugs zurück nach Berlin. Ha ha, flugs… so langsam bin ich glaub ich noch nie im Leben von Leipzig nach Berlin gefahren. Schnee, Schnee, Schnee, soweit das Auge reichte – wo ich doch das Zeug so hasse… Na klar wieder in Leipzig verfahren – hey, es ist Leipzig, ich muss mich verfahren, was sonst… Schneller als 100 km/h ging dann auf der AB gar nicht, jede Menge Pannenblinker auf dem Standstreifen, Schneematsch ohne Ende, ich rutsche plötzlich ein bisschen bei einem Überholversuch, aber alles gut gegangen, ESP sei Dank. Ein ordentlich zerknüllter LKW mitten auf der Überholspur, boh – okay egal wann, Hauptsache sicher nach Hause. Zu tief saß noch die Erinnerung an unseren Horror auf dem Weg von Frankfurt nach Hannover… Immerhin hab ich nur 7 Liter Diesel auf 100 km verbraucht…
Ja Berlin, ich gestehe, das war ein weiteres Sasha-Konzert! Klar eigentlich, schließlich wohne ich hier. Meine Mädels sind von Leipzig mit zu mjr gekommen, wir haben ordentlich gefeiert, wie in alten Zeiten und Fotos geguckt, uns totgelacht, eine Kiste Bier gekillt und sind pünktlich zum Sonnenaufgang schlafen gegangen, so wie sich das gehört...
Am Konzert-Tag sind wir dann hingefahren, hingestellt, reingegangen, passt scho…
Vorbei sind die Zeiten, wo wir 5 Stunden vorher vor der Halle standen, um einen guten Platz zu ergattern. Nicht nur Sasha und seine Musik haben sich verändert, auch wir alle irgendwie und das ist gut so! Das Konzert war dann super, voll und tolle Stimmung, er wieder im schwarzen Anzug, tapfer bis zum Schluss, wir am tanzen und johlen und brüllen und hoppsen wie die Blöden. Aber leider wieder kein "Open Water", was ich außerordentlich bedaure. Warum suche ich mir auch ausgerechnet diesen Song als Favorit aus…?!
Trotzdem bleibt für mich ein gutes Fazit: Sasha ist anders, neu, rockig, erwachsen, persönlich, authentisch, glaubwürdig…! Er hat auch eine tolle Band um sich versammelt: Sven Petri, Raymond Blake, Maik Schott, Oliver Rüger und Alexander Zuckowski haben seine Musik unglaublich gut transportiert. Aber auch Sasha selbst hat sich in die "Band" eingebracht, hat zur Gitarre gegriffen, den Schellenkranz geschwungen oder seine Künste an der Mundharmonika gezeigt – ganz anders als früher, wo er halt einfach "nur" der Frontman war. Am Schluss hab ich ihn sogar für seinen Mut bewundert, "Lonely" neu zu interpretieren und ich denke, er hat seinen Frieden mit diesem Song geschlossen, also werde ich das auch versuchen…
VelvetVelvet - 13. Feb, 01:45